30
Aug
2006

sat.1 zeigt's allen!

heute hauptabend laeuft auf SAT.1 die zweite von sechs folgen der realo-dokusoap „WIE DIE WILDEN – DEUTSCHE IM BUSCH“. das sendeformat schickt drei deutsche familien nach indonesien, namibia und togo, und zeigt deren dreiwoechige scheinbare eingewoehnung in das leben der jeweiligen indigenen dorfgemeinschaften:

oder anders ausgedrueckt: deutsche „stammgaeste“ duerfen bei einem „eingeborenenstamm […] mitten im nirgendwo“ ihren „abenteuerurlaub„ verbringen. so formuliert es jedenfalls der SPIEGEL-ONLINE in einer zahnlosen tv-kritik (werte leserschaft darf im angefuegten link jeder-zeit nach zynismus in den zitieren zeilen suchen und wird nicht fuendig werden).

SAT.1 liefert uns jedenfalls diese sicherlich lustig skurillen erlebnisse woechentlich in unsere wohnzimmer. problematisch? ich denke, ja – und das ganze nicht nur wegen der bereits im titel sehr vordergruendig transportierten rassistischen wortwahl. wieder einmal wird afrika bzw. suedostasien (siehe tsunami-berichterstattung 2005) publikumswirksam als rueckstaendig und barbarisch in szene gesetzt. skurille braeuche und lebensgewohnheiten dienen unreflektiert zur unterhaltung der fernsehzuseher, um diese fuer die naechste zigaretten- und kaffeepause zu smalltalkzwecken mit nonsenswissen auszustatten.

klarerweise habe ich die bisher ausgestrahlte folge nicht zu sehen bekommen und werde mir auch die heutige nicht zu gemuete fuehren. bereits der teaser (der mich ja erst ueberhaupt zu diesem text fuehrte) strotzt vor sensationsgeilheit und laesst auf die kaum kritische behandlung des themas „kulturelle differenzen“ schliessen. natuerlich darf hier eingeworfen werden, dass diese auch kaum von einem solchen tv-format zu erwarten sein wird. dennoch darf die ausstrahlung der serie nicht die renaissance einer exotikgeilen sicht des nordens auf den unterentwickelten und hilfsbeduerftigen sueden sein. begriffe wie „wild“, „stamm“ und „eingeborene“ tun aber genau das, und stellen das fremde als suspekt und bemitleidenswert dar. unter anderem auch dann wenn – wie im teaser gesehen – die deutsche mutter in traenen ausbricht weil sie nachts nicht mehr, wie der rest des unbekannt bleibenden dorfes, in der lehmhoehle schlafen kann. sozusagen: soziokultureller gewaltpornographie!

auch das argument der nun vorhandenen aufmerksamkeit gegenueber den indigenen dorfgemeinschaften und deren kultur verbunden mit eventuelle folgenden hilfsleistungen und den absehbaren geldmitteln die durch den tourismus den dortigen menschen zugute kommen werden, darf hier nicht gelten gelassen werden. solch fadenscheinige begruendungen die ein nachleben des westlichen lebensstils implizieren sind laengst ueberholt und dienen laengst zur blossen umsetzung von eigeninteressen in den jeweiligen regionen.

in diesem sinne bleibt mir fuer den moment des ersten schreckschusses nur noch zu sagen, dass die programmverantwortlichen des deutschen privatsenders SAT.1 mit diesem hundertprozentigen qoutenrenner, dasselbe tun sollten wie mit den penibel gesammelten und bei der steuerberatung eingereichten restaurantrechnungen, ihrer vermutlich zahlreichen geschaeftsessen: naemlich, ABSETZEN!

wie waers stattdessen mit einer doku ueber die bis heute nachwirkenden folgen der deutschen kolonialherrschaft in afrika im zu ende gehenden 19. jahrhundert?
greyscale?
<br />
face?
<br />
bot?

soulfood vs. panikattacken

the space that's in between insane and insecure

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...

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